Aktuell Aktionen Texte Materialien Links Über uns Kontakt

Halleneröffnung: die billigen Lügen der Verlierer


Pressemitteilung, 12.09.09

Zwei Tage nach der „exklusiven Eröffnung“ der Anschutz-Halle wird immer deutlicher, was für ein Desaster diese Veranstaltung war.

So berichet die Berliner Zeitung von heute, dass 300 der geladenen Gäste den Weg in die Halle nur über Umwege geschafft haben. Bis jetzt ist unklar, wie viele Gäste überhaupt den Weg gefunden haben – 1000 scheinen es den äußeren Eindrücken nach keineswegs gewesen zu sein, sondern deutlich weniger.

Stefanie Klausner von den „Spreepirat_innen“ hierzu: „Auf allen Ebenen war die Eröffnung der Halle für Anschutz und O2, aber auch für das ganze Konzept „MediaSpree“ und die verantwortlichen Politiker_innen, ein Katastrophe für die Veranstalter. Ein halbes Stadtviertel musste über Stunden für den Verkehr gesperrt werden, drei große Straßen wurden durch quergestellte Polizeifahrzeuge, Gitter und Hundestaffeln stundenlang mehr oder weniger komplett abgeriegelt. Trotzdem schaffte es der Protest, unüberhörbar und unübersehbar bis vor und sogar bis in die Halle zu gelangen“.

Angesichts ihrer offensichtlichen Niederlage auf allen Ebenen greifen die Verantwortlichen nun zu billigen Lügen. So äusserte sich Anschutz-Geschäftsführer Kornett in der „Berliner Zeitung“ von heute entsetzt über die „gewalttätigen Proteste“ vor der Halle. „Aber ist es Gewalt, wenn Konfetti geworfen wird? Ist es wirklich Gewalt, wenn ein Mensch das Mikrofon auf der Bühne ergreift, um seine Kritik an der Halle zu äussern? Und ist es Gewalt, wenn Sprechchöre vor der Halle ertönen, die ein Ende der Investorenplanung „MediaSpree“ fordern?“, fragt Klausner von den Spreepirat_innen. „Bei absolut friedlichen, gleichzeitig ausdrucksstarken Protesten von Gewalt zu Reden, zeigt, daß Anschutz versucht, den massenhaften Protest gegen die Halle zu diskretitieren, um die Niederlage von Mittwoch zu verschleiern“, so Klausner. Immerhin hatte Anschutz vor einigen Tagen noch behauptet: „Ganz Berlin freut sich auf die Halle.“ Das Gegenteil ist nun bewiesen.

Die Darstellung der Polizei, sie sei nicht gewalttätig gegen friedlichen Protest vorgegangen, weisen wir entschieden zurück. Absolut friedliche Demonstrant_innen wurden verprügelt und festgenommen, übrigens nicht nur durch Polizei, sondern auch durch den privaten Wachschutz der Halle. „Jeder, der dies bezweifelt, hat die Gelegenheit, sich anhand der zahlreichen zur Verfügung stehenden Foto- und Filmaufnahmen davon zu überzeugen, daß unsere Darstellung die richtige ist und die Polizei und Anschutz lügen“, so Klausner. Maria Graufeld von den Spreepirat_innen beschreibt eine Situation folgendermaßen: „Gegen halb neun befanden sich einige wenige Demonstratinnen und Demonstranten auf der Bühne vor der Halle, und es wurde eine Rede gegen die Halle gehalten. Dann wurde die Bühne von etwa 15 Polizisten in Kampfmontur gestürmt. Hierbei wurde mindestens eine Person brutal zusammengeschlagen. Ich konnte beobachten, wie der Person rücksichtslos mit Handschuhen ins Gesicht, in Mund und Nase gegriffen und dadurch der Kopf stark verdreht wurde. Gleichzeitig wurde die zu diesem Zeitpunkt absolut hilflose Person von verschiedenen Polizeibeamten durch Schläge und Tritte malträtiert.“

Sollte bislang keine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung im Dienst durch Polizeibeamte eingegangen sein, ist dies vermutlich auf die weit verbreitete Einschätzung zurückzuführen, daß Körperverletzung durch Polizeibeamte fast nie verurteilt wird, da sich die Polizisten und Polizistinnen gegenseitig decken. Erinnert sei hier an die Vorfälle vom Mai 2007 und Mai 2008, als eine Tagesspiegel-Reportin (2007) bzw. taz-Journalisten (2008) von Polizisten grundlos und teilweise schwer verletzt wurden. Obwohl in beiden Fällen die Ermittlung der Täter von der jeweiligen Tageszeitung unterstützt wurde, konnte in beiden Fällen kein einziger Täter ermittelt werden, da sich die Polizistinnen und Polizisten weigerten, gegen ihre Schläger-Kollegen auszusagen.

Die Eröffnung am Mittwoch war ein Image-Desaster für Anschutz und MediaSpree, das hoffentlich noch lange nachwirken wird. In vielfältigen Zeitungs-, Radio- und Fernsehbeiträgen wird Sympathie für die Proteste geäussert. Um so mehr ist es schade, daß teilweise undifferenziert die Darstellung der Polizei übernommen wird, wenn etwa über die friedlichen Proteste unter der Überschrift „Gewalttätige Krawalle“ berichtet wird.

Auch eine Überschrift wie „20 Verletzte bei Demonstration“ ist irreführend, wenn es einen Zwischenfall mit einer unbekannten Flüssigkeit gegeben hat, woraufhin einige Polizist_innen VORSORGLICH Krankenhäuser aufsuchten, aber ALLE ihren Dienst fortsetzen konnten, wie die Polizei selbst mitteilte. Wenn die „Bild“-Zeitung einen Artikel über die Proteste mit „Säure-Anschlag auf Polizisten“ betitelt, ist dies nicht nur eine tendenziöse Schreibweise, sondern eine bewußte Irreführung der Leser_innenschaft, die auch durch die offizielle Mitteilung der Polizei in keiner Weise gedeckt ist.

Bei Rückfragen rufen Sie uns bitte an: 01520/ 2637666. Oder Sie schicken uns eine E-Mail, wir rufen Sie zurück.

AG Spreepirat_innen beim Initiativkreis „MediaSpree versenken!“ für die Vorbereitungsgruppe der Proteste gegen die Anschutz-/ O2-Halle